Rückblick: Profis, aber nicht kühl - Pflegende sind stolz auf ihren Beruf
Tag der Pflege 2023 in Nürnberg: Aktionen von Azubis, Rock der Bayern 1 Band
„Der geilste Beruf der Welt!“ Ein Zwischenruf aus dem Publikum brachte auf den Punkt, warum junge Menschen sich für die Arbeit in der Pflege ausbilden lassen. Vor allem künftige Pflegekräfte waren am 12. Mai, dem Tag der Pflege, auf dem Nürnberger Jakobsplatz zusammengekommen. Unter dem Motto „Wir sind PFLEGE-STOLZ“ feierten sie sich selbst und ihre Arbeit.
Die Veranstaltung begann mit einem Reigen von Beiträgen, die Pflegeschülerinnen und –schüler selbst gestalteten. Zwölf Auszubildende aus dem Nürnberger Theresienkrankenhaus begrüßten das Publikum in zwölf verschiedenen Muttersprachen, darunter sogar Nepalesisch. Ihre Kollegen aus dem Adolf-Hamburger-Heim der Israelitischen Kultusgemeinde knüpften mit Wollfäden ein Netz mit allen Teilnehmenden vor der Bühne. Angeführt wurden sie dabei von Olla, die mit 55 Jahren noch eine Pflegeausbildung begonnen hat. Eine vierköpfige Klezmer-Band unterlegte die Aktion mit den Klängen von „Hewenu Shalom“.
Ein Poetry-Beitrag, den drei künftige Fachkräfte aus der Schule der Schwesternschaft des Bayerischen Roten Kreuzes vortrugen, gipfelte in der Aussage „In der Pflege ist man professionell, aber nicht kühl.“ Ähnlich äußerten sich Schülerinnen und Schüler der Bezirkskliniken Ansbach und Erlangen. Zunächst reimten sie über die wenig erfreulichen Umstände ihrer Arbeit: „Eigentlich bräuchte man vier Hände.“ Dann nannten sie – auch auf Schildern – Gründe, warum sie dennoch in der Pflege tätig sind: Glücksmomente und Dankbarkeit der Patienten ebenso wie einen abwechslungsreichen Berufsalltag, umfangreiches medizinisches Wissen und „die sympathischsten und liebsten Kollegen“.
Bewunderung zollte Moderatorin Melitta Varlam vom Bayerischen Rundfunk einer jungen Frau, die alleine auf der Bühne einen Rap vortrug: Patrizia Peters arbeitet hauptberuflich bei der Caritas und engagiert sich in ihrer Freizeit auch noch bei der Arbeiterwohlfahrt.
Eine Umfrage unter den anwesenden Pflegekräften hatte die Arbeiterwohlfahrt Mittel- und Oberfranken gestartet. Auf der Bühne berichteten Auszubildende über die Ergebnisse. Tenor: Wir haben den Beruf ergriffen aus Empathie – um Menschen zu unterstützen, auch noch in der letzten Phase ihres Lebens.
Zum Schluss schleuderten Absolventen der Hans-Weinberger-Akademie mit einem Schwungtuch Luftballons in die Menge. Auf den Ballons stand noch einmal geschrieben, wie schön der Pflegeberuf ist.
Die Aufführungen zeigten, dass „wir stolz sein können auf den Nachwuchs in der Pflege“, zollte Georg Sigl-Lehner Anerkennung. Als deren Präsident vertrat er die Vereinigung der Pflegenden in Bayern. Sie war erstmals gemeinsam mit der Bezirksarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege im Bezirk Mittelfranken Veranstalter des Tags der Pflege in Nürnberg.
„Ihr übernehmt Verantwortung und seid die Vorbilder der Gesellschaft“, rief Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek den Pflegekräften zu. Er bekannte, dass die Politik „das System anders denken“ und Bürokratie abbauen müsse: „Die Hand am Bett ist wichtiger als die Hand am Kugelschreiber.“
Gegen Leiharbeit in der Pflege sprach sich Daniel Arnold, einer der Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten von Mittelfranken aus. Es brauche Springerpools, damit Pflegekräfte nicht ständig aus ihrer freien Zeit dann doch wieder als Vertretung geholt würden. Da der Bezirk jährlich 600 Millionen Euro an Hilfe für die Pflege ausgebe für Menschen, deren Rente nicht ausreiche, forderte Arnold „dringend mehr Geld vom Freistaat“.
Michael Groß vom Caritasverband Nürnberger Land – er leitet das Organisationsteam für den Tag der Pflege – bekannte, dass er mit seinem Beruf in einem Wohlfahrtsverband glücklich sei. Er forderte die Pflegekräfte auf, stolz auf ihre Tätigkeit und ihr Engagement zu sein.
Mit fetziger Rockmusik unterhielt zwischendurch die Bayern 1-Band das Publikum. Auch durch den immer wieder einsetzenden Regen ließen sich etliche junge Leute nicht vom Tanzen abhalten. Für deren leibliches Wohl sorgten der Food Truck der Diakoneo Werkstatt für Menschen mit Behinderung aus Polsingen und ein Catering-Stand der Bezirkskliniken.
Eine Anregung schon für nächstes Jahr erbrachte die Umfrage der AWO: eine Pflegeparade durch die Fußgängerzone.